1910 -
Düsseldorf
: Bagel
- Autor: Rothert, Eduard
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
64
an die übrigen Deutschen herbeizuführen. Das galt um so mehr, als Bayern jetzt ebenso wie Preußen die Wacht am Rhein zu übernehmen hatte. Kirchlich und politisch hatten sie demnach jetzt ähnliche Aufgaben. Eine Verständigung der beiden Hüter lag also sehr nahe. Vollkommen gelang diese aber doch erst dann, als die Wünsche des westlichen Nachbaren deutlicher wurden und sich unmittelbar auf den Besitz bayrischen Landes richteten. Es mußten erst die Jahre 1866 bis 1870 kommen und Napoleon Iii. selber helfen, die Verständigung der Deutschen herbeizuführen.
Daß Württemberg und Baden seit 1792 bedeutend vergrößert wurden, verdanken diese Staaten, ähnlich wie Bayern, Napoleon I. Es war demgemäß die Vergrößerung zunächst ein französisches Interesse; Frankreich brauchte militärkräftige Nachbaren. Es war aber auch vom deutschen Standpunkt aus wünschenswert, daß der hochbegabte Stamm der Schwaben und ebenso der der ändern Alemannen in lebenskräftigen staatlichen Gebilden sich zusammenschloß.
Baden war im Norden namentlich um Pfälzer und Leiningensche Gebiete, im Süden um solche von Vorderösterreich und Fürstenberg gewachsen. Im ganzen hatte unter Karl Friedrich das Land um das Zehnfache sich vergrößert, und das Verwachsen so vieler neuer Elemente mit der ursprünglichen Markgrafschaft vollzog sich nicht leicht. Es wurde auch dadurch .• nicht begünstigt, daß die Freiburger im Süden und die Mannheimer im Norden aus größeren Verbänden stammten.
Und diese größeren Verbände — es waren Oesterreich und Bayern — vergaßen die alte Zusammengehörigkeit auch nicht gern. Das erfuhr das Fürstenhaus, als die Bekämpfung der national-katholischen Bewegung von Wien aus unterstützt wurde, und nicht minder, als König Ludwig von Bayern von der linksrheinischen Pfalz aus die Erinnerungen an die alte Herrschaft der Wittelsbacher in der ganzen Pfalz wieder wachrief. Diese Vorgänge brachten naturgemäß Baden zu einer Annäherung an Preußen, das keine Landesteile des Großherzogtums für sich begehrte. — Zu den äußeren Schwierigkeiten kamen innere. Hier galt dies und dort jenes Herkommen; das zusammengewürfelte Land schien jeder Einheit zu entbehren. Geographisch aber war eine solche doch schon durch die Lage
1910 -
Düsseldorf
: Bagel
- Autor: Rothert, Eduard
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
46
Lindenau westwärts. Nur um den Abzug zu sichern, wurde Leipzig noch behauptet; am 19. aber wurde es gestürmt und als dann, um die Verfolgung aufzuhalten, die Elsterbrücke gesprengt wurde, fielen noch 12 000 zurückgebliebene Franzosen in die Gefangenschaft. Das gleiche Los traf den König von Sachsen.
Im ganzen hatte Napoleon etwa 60 000 Mann verloren, die Verbündeten 50 000 Mann.
Die Flucht ging über Naumburg und Eisenach nach Frankfurt und weiter über den Rhein nach Mainz. Sie vollzog sich sehr rasch. Täglich wurden etwa 30 Kilometer zurückgelegt. Deshalb kam es nicht mehr zu erheblichen Rückzugsgefechten und nur bei Freiburg a. d. Unstrut und später bei Eisenach gab es gegen Blüchers Truppen noch leichtere Gefechte. Ernster war der Angriff Wredes bei Hanau. Der bayrische Feldherr wußte nicht, daß er es mit Napoleon selber zu tun hatte, als er sich am 30. Oktober mit 30 000 Mann in den Weg stellte, von Napoleons Scharen aber überrannt wurde. So entkam der Kaiser und gelangte schließlich mit noch 90- bis 100000 Mann über den Rhein. Und da jetzt der Winter nahte, ruhte man allgemein von den ungeheuren Anstrengungen aus.
Nr. 10. Die Freiheitskriege 1814.
Das Heer, welches Napoleon aus Deutschland zurückgeführt, zählte besten Falles 100000 Mann, die durch Krankheit und Entbehrung dem siegreichen Heere der Verbündeten auch auf französischem Boden keinen ernstlichen Widerstand hätten leisten können, wenn die Verfolgung ohne Unterbrechung fortgesetzt wäre. Etwa 140 000 Franzosen waren in den großen Festungen an der Weichsel, Oder und Elbe zurückgelassen, so unter St. Cyr 33 700 Mann in Dresden, unter Rapp in Danzig 35 000 Mann usw. Alle diese Soldaten kamen für Napoleons Feldarmee nicht mehr in Betracht; es war, wie meist bei eingeschlossenen Truppen, auch bei ihnen nur eine Frage der Zeit, wann sie sich würden ergeben müssen. Andere Truppen Napoleons waren noch in Italien, Spanien und in dem südlichen Frankreich, wichen aber auch immer weiter vor ihren
1910 -
Düsseldorf
: Bagel
- Autor: Rothert, Eduard
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
177
nichts angingen, ohne äußern Zwang von selber zurück. Sie dachten gar nicht daran, den Preußen in den Rücken zu fallen.
Die ersten Kämpfe gegen die Bayern fanden am 4. Juli bei Dermbach und Wiesenthal statt. Die Bayern kämpften hier durchaus nicht unglücklich, brachen aber das Gefecht ab und gingen rückwärts, weil sie sich über die Zahl ihrer Gegner täuschten. Sie meinten nämlich hier die ganze Falkensteinsche Armee vor sich zu haben. Entschieden unglücklich aber kämpfte am selben Tage die bayrische Reiterei bei Hünfeld. Sie stand unter dem Kommando des oben erwähnten alten Herrn. Er hatte von dem Prinzen Alexander von Hessen kein Fußvolk bekommen können und stürmte nun tapfer mit seinen Reitern allein einen von preußischer Infanterie besetzten Wald. Als er jedoch aus diesem außer dem Feuer des Fußvolkes noch das der Artillerie erhielt, genügte ein Vierpfündergeschoß, einen Schrecken zu erzeugen, der die Reiter in jäher Flucht bis an den Main trieb.
Viel ernster waren am 10. Juli die Kämpfe an der fränkischen Saale; hier wurde an drei Stellen gestritten: bei Waldaschach, bei Kissingen und bei Hammelburg; bei Kissingen rang man am hartnäckigsten. Um 10 Uhr morgens begann von Westen her der Angriff auf die Stadt. Da aber das Eindringen durch die Saale erschwert wurde und die einzige Brücke durch Kanonen gesperrt war, suchte und fand man flußabwärts eine Stelle, wo der Uebergang möglich war, und nahm nun von Süden her die Stadt. Aber die Bayern erhielten bald Verstärkungen und begannen das Ringen von neuem; es ging hin und her, die Preußen behielten wohl abends die Stadt, aber erst beim Dunkelwerden „erstarrte“ der Kampf. Die Bayern zogen sich dann nach Würzburg zurück, um sich hier zu „konzentrieren“. Vogel von Falkenstein aber folgte ihnen merkwürdigerweise nicht, sondern wendete sich jetzt westwärts, um die Hauptstadt des alten Bundes in seinen Besitz zu bringen.
Dies Auseinandergehen beider Gegner nach zwei entgegengesetzten Seiten war eine auffallende Erscheinung. Es erklärt sich aber aus der ganzen Kriegslage. Schlachten, das fühlte man, konnten nach den blutigen Kämpfen in Böhmen nichts mehr entscheiden. Lnd wie es für Preußen vorteilhaft war, beim nahen Friedensschluß die Länder im Besitz zu haben, die es zu
Rothert, Vaterländische Geschichte. 12
1868 -
Wesel
: Bagel
- Autor: Vormbaum, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 15
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
126
an, welche Preußen in Deutschland vornimmt und genehmigt den
Bund, welchen Preußen mit den Fürsten nördlich vom Main schließt.
62. Der Feldzug der Mainarmee.
Der General Vogel von Falckenstcin war nach der Gefangen-
nehmung der Hannoveraner rasch weiter geeilt. Die hessischen
Truppen hatten sich über Hanau davon gemacht und, wie die
Nassauer und Darmstädtcr, mit den süddeutschen Feinden vereinigt.
Ihnen allen ging jetzt die Mainarmee entgegen. Die Verbündeten
waren an 100,000 Mann stark und in zwei große Haufen ge-
theilt. Die baiersche Armee unter dem Prinzen Karl von Baiern
stand am rechten Mainufer, die Bundesarmee unter dem Prinzen
Alexander von Hessen bei Frankfurt am Main. Es galt zunächst,
ihre Vereinigung zu verhindern. Die Preußen brachen von Eisenach
in Thüringen auf und gingen auf Fulda los. Bei Hünfeld
trafen sie ein Regiment baiersche Kürassiere. Eine Batterie ging
vor und der Unteroffizier Schwarz richtete eine Kanone auf die
Feinde. Der Schuß fuhr prasselnd zwischen die Pferde und warf
mehrere Reuter zu Boden. Im Nu machte das Regiment Kehrt,
jagte in wilder Flucht unter dem lauten Gelächter der Preußen
davon und hatte einen solchen Schreck bekommen, daß es vier Stun-
den weit wegsprengte und dann erst zum Stehen kam. Am 4. Juli
focht man bei Dermbach. Die Baiern wehrten sich brav, viele
preußische Officiere fielen und eine Kompagnie Soldaten stutzte ob
dieser Verluste. Da sprang ein Unterofficier vor die Fronte, rief:
„Kerls, hat die Kompagnie bei Düppel gestutzt?" und Hurrah rufen
alle, vorwärts geht's und die Feinde werden geschlagen.
Am 10. Juli traf General Göben bei Kissingen und Ham-
melburg die Baiern. Er griff sie sofort an und nach einem
schweren Kampfe trieb er sie auf das linke Mainufer zurück. Das
Zündnadelgewehr that große Wirkung. Ein gefangener Baier sagte:
„Es ist ja gar kein Feuern, es ist ein unaufhörliches Feuerwerk."
Nun wendete sich General Falckenstein gegen die Bundesarmee
und schlug sie am 12. Juli bei Laufach und am 14. bei Aschas-
fenburg. Hier war der Kampf sehr heftig. Die Stadt wurde
gestürmt, viele Gefangene und eine Reihe Kanonen brachte man
ein. Nun konnte sich Frankfurt am Main nicht mehr halten. Am
16. Juli hielt Falckenstcin mit den westfälischen Regimentern unter
klingendem Spiel den Siegeseinzug in die Stadt. Bald ging's
weiter. Bei Tauber bi schoss heim kam's wieder zur Schlacht.
Der Kampf tobte besonders um eine Brücke. Viermal stürmten
die Feinde, viermal wurden sie zurückgcschlageu. „Nun werden
sie nicht wiederkommen!" rief ein Unterofficier. „„Von solchen
1839 -
Wesel
: Bagel
- Hrsg.: Gailer, Jacob Eberhard, ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
4(59
getñdtet; der Senat aber ernannte den Claudius Tacitus, welcher der
Familie des berühmten Geschichtschreibers angehörte, zum Kaiser. Er
war zwar schon 75 Jahre alt, aber an Tugend und Weisheit aus-
gezeichnet. Nachdem er den Senat nach dem Sinn der Antonine wieder
hergestellt und auch die Alanen oder Scythen am Kaukasus geschlagen
hatte, wollte er gegen die Perser ziehen, starb aber zu Tarsus in
Cilicien (276). Vielleicht wurde er von den Soldaten ermordet. Auch
Florian, der als sein Halbbruder auf den Thron Anspruch machte,
wurde getödtet und Aurelius Probus zum Imperator erklärt, der, wie
Claudius Ii. und Aurelian, aus einem illyrischen Bauergeschlecht stammte.
Aurelius Probus (276) war im römischen Kriegsdienst gebildet
worden und hatte sich durch Treue und Tapferkeit frühe ausgezeichnet.
Er verrichtete eine Reihe großer Thaten, besonders im Kampfe gegen
die Perser und Deutschen, und war im höchsten Grade freisinnig. Die
Germanen waren nach Gallien gegangen und hatten bei 70 Städte einge-
nommen. Da erschien Probus und schlug sie in mehreren Treffen, nahm
ihnen 60 Städte wieder ab, und trieb, nachdem er über 400,000 Feinde
niedergemacht hatte, den Ueberreft über den Neckar und die rauhe Alp zurück,
so daß mehrere Anführer endlich um Frieden baten. Für jeden Kopf eines
Feindes, den ihm die Soldaten brachten, zahlte er ein Goldstück. Die
Bedingungen des Friedens waren hart. Die Deutschen mußten 16,000
Mann stellen, welche der Kaiser zu 50 und 60 in alle Provinzen des
Kaiserreiches vertheilte. Die Eroberungen im Lande der Alemannen
sicherte er durch Vermehrung und Besetzung der Gränzwälle, einer
Schanze, die schon Hadrian angelegt hatte, von der Donau bei Regcns-
burg an bis in die Gegenden am Neckar. Die Ueberreste haben den
Namen Teufelsmauer. Bekannt ist die über das Aalbuch führende, sehr
dauerhaft angelegte Nömerstraße.
Nachdem er in Asien die Jsaurier gebändigt und auch Aegypten
beruhigt hatte, dämpfte er in Gallien einen Aufstand, wo sich zwei
Männer, Proculus in Lyon, und Bonosus, von Geburt ein Britte
und ein ungeheurer Weintrinker, in Köln zu Kaisern hatten ausrufen
lassen. Der Becherheld, der eine Gothin zur Gattin hatte, erhenkte
sich, als er zu sehr bedrängt wurde. — Die zerstörten Städte stellte
^robus wieder her, und ließ durch die Soldaten Brücken, Kanäle,
Wasserleitungen und Straßen bauen, Sümpfe austrocknen und Wein-
berge anlegen. Auch am Neckar, wie an der Mosel, lehrte er den
Weinstock pflanzen und Obstgärten anlegen, so auch an der Südseite
der Achalm, auf welchem Berg ein römisches Castell sich befand. Ein
Bezirk bei Urach heißt Pomarstwasen.
1916 -
Düsseldorf
: Bagel
- Autor: Rothert, Eduard
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Hessen und Sachsen um 1450
Nr. 8.
Hannover
Hessen.
Heinrich d. Kind f 1308
Braunschweig
•Hildesheim
Rinteln
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Ludwig L d. Friedfertige f 1458
Magdeburg1
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Kassel
Marburg
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Wilhelm Ih. + 1600
Linie erlischt
^Wittenberg
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Philipp d. Grofsmütige + 1567.
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>Wettin
Askanier.
Albrecht d. Bär f 1170
Torgau
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Brandenburg
Wurzen
Sachsen -Wittenberg
Leipzig \)\ 1409
Eichsfeld
! Kassel' ö Gudensberg£- J f-/Fritzwo\_^
' Merseburg)
Otto L, Mkgrf. 1144, f 1184
Ludwigstein
Bernhard, Herzog 1180, f 1212 Albrecht I. + 1261
Ällendorf v „Wanfried
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[(lhlhausen
O Eschwege1
Görlitz1
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1 Weissenfe] lümburg / 1451 sr*
S. Lauenburg
S. Wittenberg
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Waldemar t 1319
Linie erlischt
Rochlil
Albrecht ü. f 1298 Wenzel, Kjirf. 1370, f 1388 Albrecht Di. f 1422
Linie erlischt.
Dresden
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Rotenburg'
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Dohna 1402 X
Freibergo
Linie erhscht 1689
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Ilmenau
Wettiner.
Friedrich Ii. d. Ernsth. f 1349
Brüx
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Meiningen
Fulda
Wetzlar-^ /
Vogljland ^
' 1 y (.Plauen
^1466 /
Osterland
Thüringen
Meifsen
Hildburghausoi
Friedr. d. Strenge + 1381 Friedr. d. Striitbare f 1428
Balthasar
Friedr. d. Friedf. f 1440 Thüringen ^ Linie erlischt
Wilhelm
Linie erlischt 1406
Meifsen, Osterl. u. Sachsen
Mainz
Ernst
Ernestiner
Albert
^Wilrzburj
Alber tin er
Die hessischen Lande erhalten Zusammenschlufs und wachsen dann südwärts.
Das Durchgangsland für den Verkehr vom Mittelrhein (Mainz u. Frankfurt) nach der Weser u. Elbe ist Hessen. Oberhessen mit Marburg neigt nach dem Rheine hin, Niederhessen mit Kassel (früher Maden bezw. Gudensberg) liegt, der Weser näher. Hier entwickelte sich die durch Heinrich d. Kind zur Residenz erhobene Hauptstadt Kassel an einer Stelle der Fulda, wo sie, schiffbar geworden, einerseits den Thüringer-anderseits den von Marburg, der Schwalm und Eder entlang kommenden rheinischen Verkehr aufnahm. Einen festeren Zusammenschlufs erhielten Ober- und Niederhessen erst, als 1450 die zwischen ihnen liegende Grafschaft Ziegenhain erworben wurde, und noch mehr später, als Philipp d. Grofsmütige Ziegenhain selber zur uneinnehmbaren Festung machte. Kassel wurde seitdem immer mehr ein glänzender Sitz der Fürsten, während Marburg fortgesetzt geistlichen und geistigen Bestrebungen diente. Der Unabhängigkeit
Hessens wenig zugetan war das Erzbistum Mainz, das in Amöneburg und Fritzlar, im Eichsfeld und auch in Fulda seine Stützpunkte festhielt.
Ober- und Niederhessen wurden 1247 von Thüringen getrennt und wuchsen bereits 1263 bei der schliefslichen Auseinandersetzung mit Meifsen um die Landschaft an der Werra. (Witzenhausen, Ällendorf, Eschwege, Wanfried.)* Ebenso wurde Oberhessen 1265 lahnabwärts um Giefsen vergröfsert. Bedeutender war der Zuwachs unter dem hervorragenden Landgrafen Ludwig d. Friedfertigen (1413/58), der 1450 das bereits erwähnte Ziegenhain und Nidda auf friedlichem Wege gewann, die stärkere Festsetzung von Mainz im Hessenlande aber entscheidend bei Fritzlar zurückwies und trotz dieser Kämpfe vom Papste den Beinamen des Friedensfürsten erhielt. Nidda, bereits im Maingebiet gelegen, gab für die spätere Ausdehnung gewissermafsen die Richtung an.
* Das Gelände heifst auch Rotenburger Quart, weil später die Rotenburger Soitenlinie von ihm don 4. Toil dos Landzolles erhielt.
Sachsen-Wittenberg wächst um die Wettinischen Lande,
die aber — 1485 endgültig - in 2 Gruppen sich spalten.
Das kleine Herzogtum Sachsen-Wittenberg war 1261 durch die Trennung von Lauenburg, Hadeln und Neuhaus noch kleiner geworden, gewann aber 1290 die östlich von Halle gelegene, unmittelbar sich anschliefsende Grafschaft Brehna und auf Grund seines altangesehenen Namens 1370 die Kur. Name und Besitz gingen dann 1423 beim Aussterben dieses askanischen Hauses elbaufwärts auf die mächtigeren Wettiner über. Aus diesem Geschlechte herrschte damals der kampfesfrohe Friedrich d. Streitbare, der sich durch die allerdings unglücklichen Kriegszüge gegen die Hussiten den Beinamen erwarb und als Gegenleistung für diese Kämpfe vom Kaiser Sigismund das Kurfürstentum Sachsen erhielt, sich aber durch ein Werk des Friedens, die Stiftung der Universität Leipzig, (1409) wohl noch verdienter machte.
Eine wesentliche Bestimmung der Goldenen Bulle war die Unteilbarkeit der Kurfürstentümer. Wäre nach diesem
f 1483
Grundsätze hier wie in Brandenburg verfahren worden, das die Unteilbarkeit noch ausdrücklich durch die dispositio Achillea bekräftigte, so hätte 1440 durch den Anfall Thüringens ein grofses Sachsen entstehen können. Friedrichs des Streitbaren Söhne jedoch, die erst gemeinsam regierten, teilten dann den Besitz, und Wilhelm, mit Thüringen doch nicht zufrieden, begann 1445 einen verheerenden Bruderkrieg, der allerdings 1451 zu Naumburg beendet wurde, 1455 aber das Nachspiel des Prinzenraubes hatte. Kunz von Kauffungen, ein Ritter Friedrichs d. Sanftmütigen, hatte sich von diesem nicht genug belohnt geglaubt und deshalb versucht, dessen beide Söhne Ernst und Albert von der Altenburg nach Böhmen zu entführen. Die Prinzen wurden freilich bald befreit; an ihre Person aber knüpft sich insofern ein dauerndes Interesse, als die noch einmal glücklich wieder zusammengeerbten sächsisch-thüringischen Lande nun unter sie und damit endgültig geteilt wurden. (1485.) Sie wurden dann die Stammväter aller noch heute bestehenden sächsischen Fürstenhäuser.
1916 -
Düsseldorf
: Bagel
- Autor: Rothert, Eduard
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Kurfürstentum u. Herzogtum Sachsen nach der Leipziger Teilung 1485
Hessen in der Reformationszeit.
, Kurfürstentum und Herzogtum nach dem Tausch 1547.
Nr. 9,
Heinrich d. Kind v. Brabant + 1308
Ludwig d. Friedfertige + 1458
(besiegt Mainz)
Marburg
Heinrich Iii. f 1483
_ erlischt 1500
Homburg
erlischt 1866
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Leipziger Teilung I486.
Kurf. Sachsen. Hzg. Sachsen.
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Philipp d. Grofsmütige f 1567 Marburg I Rheinfels
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August f 1586 Kurfürst 1553
Hessen und Sachsen.
Die beiden führenden protestantischen Staaten in der Reformationszeit waren Hessen und Kursachsen. Hessen war kleiner, aber ununterbrochen in Einer festen Hand und vermöge seiner reformierten Richtung auch mehr zur Tatkraft und Selbsthülfe geneigt. Geistiger Mittelpunkt wurde die 1527 aus den eingezogenen Klostergütern gestiftete Universität Marburg. — Sachsen war angesehener, stark auch im Unglück und zumal durch die Persönlichkeit Luthers, der an einflufsreichster Stelle stand, (Universitätslehrer, Beichtvater, Schlofsprediger) für den Beginn und für den Fortgang der reformatorischen Bewegung geradezu mafsgebend. Höchst wertvoll für das Gelingen war auch das frühe Eintreten des Kurfürsten zu gunsten Luthers; ebenso die Mitwirkung der 1502 gestifteten Universität Wittenberg.
Hessen.
Hessen, in der Kirchenprovinz Mainz gelegen, aber in Gebietsfragen vielfach nicht einer Meinung mit dem Kurfürsten von Mainz, stand schon lange nicht freundlich zu demselben. Je gröfser Hessen wurde, um so unabhängiger wurde es auch. Der Kurfürst war aber nicht blofs weltlicher Herrscher, sondern auch erster Vertreter des Papstes. So übertrug sich auch der Gegensatz von dem weltlichen Gebiete auf die kirchlichen Fragen und machte sich schon 1526 auf der grundlegenden
Hornberger Synode geltend, auf der man nicht blofs die Klöster einzog, sondern auch Front gegen die hohe Geistlichkeit machte und die Kirchenverfassung auf die Gemeinde aufbaute. Das hessische Volk hat dieses protestantische Selbstgefühl festgehalten, so im 30jähr. Kriege und später. (Aufnahme der Hugenotten.) Für die Trennung von Rom war aber doch nicht minder mafsgebend die entschlossene Persönlichkeit des Fürsten, Philipps des Grofsmütigen, dem namentlich immer ein entschiedenes Eintreten für die Selbständigkeit und die Geltung der Landesherren eigen war. Dies betätigte er 1523 gegen Sickingen, 1525 gegen die Bauern bei Hersfeld und Frankenhausen, 1534 zu gunsten Ulrichs von Württemberg u. s. w. Auch deshalb bekämpfte er 1535 die Wiedertäufer; die gleiche Willenskraft bekundete er 1545 bei der Gefangennahme Heinrichs d. J. von Braunschweig. Es war zweifellos nicht seine Schuld, dafs der schmalkaldische Krieg so lässig geführt wurde.
Hessen war 1479 um Katzenelnbogen (Cattimelibocus) gewachsen. Damit war es bis an den Rhein und bei St. Goar sogar bis über denselben gekommen. So wuchs aber auch das Interesse an Vorgängen, die entlegen scheinen könnten, beispielsweise an der Beschützung des ihm benachbarten Trierer Kurfürsten. Auch die süddeutschen Ereignisse (Württemberg) waren ihm als Herrn von Darmstadt durchaus nicht
gleichgültig. Aber so groß Philipp Hessen gemacht, teilte er es doch selber bei seinem Sterben in vier Teile. (1567) Von diesen hielten sich schliefslich nur zwei, im Norden H. Kassel, dem Marburg und grofsenteils auch Rheinfels wieder zufielen, im Süden H. Darmstadt, von dem sich aber Butzbach und Homburg zeitweilig wieder trennten. Hauptvertreter der hessischen Länder blieben seitdem H. Kassel und H. Darmstadt.
Kursachsen.
Die jüngere Linie erhält Kursachsen. Änderung in der Politik.
A. Die Ernestiner.
Die Teilung, wie sie 1485 auf der Pleifsenburg zu Leipzig von den Söhnen Friedrichs des Sanftmütigen vorgenommen wurde, war deshalb folgenreicher als wie die früheren, weil sie eine dauernde blieb. Dabei gab sie, um gerecht zu sein, dem älteren Ernst nicht wesentlich mehr, als wie dem jüngeren Albert. Ersterer erhielt Sachsen-Wittenberg und den gröfseren Teil Thüringens, wozu auch die Pflege Coburg gehörte, Albert dagegen bekam Meifsen, das Osterland (Leipzig) u. Nordthüringen. Somit kreuzten sich gewissermafsen beide weit auseinander gezogenen Länder und schienen auf einander angewiesen werden zu sollen. Sachsen-
Wittenberg hatte natürlich die Kur behalten. Deshalb galt auch der Kurfürst Friedrich der Weise im Reiche doch erheblich mehr, als sein streitbarer Vetter, der Herzog Georg. Unter seinem Schutze spielten sich 1517—1519 die reformatorischen Vorgänge in Wittenberg ab, ebenso geschah 1519 die Abrede zwischen Luther und Miltiz in dem ihm gehörenden Altenburg und 1521 die Sicherung des geächteten Luther auf seiner Wartburg. Unter seinem entschiedenen Bruder Johann dem Beständigen wurde dann im Kurfürstentum die Landeskirche fest geordnet und darauf der etwaige Widerstand gegen den Kaiser in Schmalkalden verabredet. Minder entschlossen und auch weniger glücklich war sein Sohn Johann Friedrich, der sich aber im Leiden und Dulden doch bewährte und für diesen hohen Sinn mit Recht den Beinamen des „Grofsmütigen“ bekam. Im sclimalkaldischen Kriege verlor er seine ungeschützten Länder an seinen Vetter Moritz, gewann dieselben dann allerdings bei Rochlitz wieder, büfste aber schliefslich doch nach der unglücklichen Schlacht bei Mühlberg Land und Freiheit ein. Die endliche Auseinandersetzung brachte sein Haus um den Besitz Sachsens und um die Kur. Nur Thüringen wurde demselben gelassen und nachträglich noch um Altenburg vergröfsert. Der reformatorischen Sache blieb das nunmehrige Thüringen aber auch in seiner Demütigung warm zugetan, wie dies schon 1558 die Stiftung der Universität Jena ergab. Die gröfsere Bedeutung hat jedoch von jetzt ab das jüngere Haus der Albertiner, da ihm Sachsen-Wittenberg und damit auch die Kur zugefallen.
Die Albertiner.
Den Machtzuwachs, der zugleich auch den Zusammenschlufs der Länder brachte, hatte Moritz 1547 durch ein schweres Unrecht an der reformatorischen Sache errungen. Er machte dasselbe jedoch durch die Erzwingung des Passauer Vertrages (1552) sowie durch seinen Heldentod bei Sievershausen nach Kräften wieder gut. (1553) Nicht minder wohltätig wirkte er im Innern, namentlich durch die Förderung der Universität Leipzig und die Begründung der drei Fiirstenschulen Meifsen, Schulpforta und Merseburg (Grimma), über welche Plätze Kursachsen längst die Schutzherrschaft besafs und nun auch bald die volle „Administration“ erhielt. In den Anstalten bekam durch die sächsischen Fürsten das den Klöstern genommene Vermögen eine der ursprünglichen Absicht nicht ganz unähnliche, jedenfalls aber sehr zweckraäfsige Verwendung, indem man hier einer zahlreichen Jugend eine sorgfältige Erziehung und einen gründlichen klassischen Unterricht daibot. Aus diesem Grunde konnte Kursachsen auch noch weiterhin als besonders beteiligt an der reformatorischen Bewegung betrachtet werden.
Sein Bruder, der „Vater“ August, setzte an der Seite der „Mutter“ Anna die wirtschaftliche Erscliliefsung des Landes auf das eifrigste und glücklichste fort. (Garten- und Ackerbau, Bergbau, Spitzenklöppelei.) Dieser industriellen Entwicklung kam auch die gastliche Aufnahme flüchtender Niederländer zu statten. Äufserlich wuchs das Kurfürstentum 1569 durch den Ankauf des Vogtlandes, dessen Besitz die verschuldeten Reufse aufgeben mufsten. Kirchlich aber führte der Eifer im Charakter jener unduldsamen Zeit zu mancherlei Rückschritten. (Torgauer Concordien-formel 1576.) Nicht mit Unrecht sieht man in der Pflege dieses starren Luthertums, das die Kryptocalvinisten aus dem Lande drängte, ein Abweichen von den bisherigen Wegen, sowie den Anfang der Parteistellung, die Johann Georg 1618 zum Gegner der Union und zum Verbündeten des Kaisers machte. Damit aber wurde Sachsen seiner reformatorischen Aufgabe immer fremder.
1916 -
Düsseldorf
: Bagel
- Autor: Rothert, Eduard
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Hessen 1806
Nr. 12.
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Kurhessens letzte Fürsten.
Wilhelm Ix. + 1821
(Kurf. I. 1803)
Wilhelm ü. f 1847,
, Auguste v. Preußen
Friedrich Wilhelm I. t 1875
Abgesetzt 1866.
Beziehungen der beiden Hessen zu Frankreich.
Hessen-Kassel war 1736 um die Grafschaft Hanau-Münzenberg gewachsen, während Jfessen-Darmstadt aus derselben Erbschaft Hanau-Lichtenberg in den Vogesen erhalten. Für das Verhältnis zu Frankreich war diese Erbschaft nicht ohne Folgen. Weit stärker noch griff letzteres in der Napoleonischen Zeit ein. H. Darmstadt wurde ebenso groß, wie künstlich gestaltet und von Frankreich jetzt durchaus abhängig.
Der Reichsdeputationshauptschlufs brachte H. Kassel 1803 für den Verlust des linksrheinischen St. Goar ausreichende Entschädigung in den Mainzer Enklaven Naumburg, Fritzlar, Neustadt und Amöneburg, sowie in der Reichsstadt Gelnhausen; aber nicht ohne Neid bemerkte es, dafs die jüngere Linie H. Darmstadt für Katzenelnbogen und Lichtenberg wiederholt entschädigt und schliefslich mit dem achtfachen Ersatz bedacht wurde. H. Darmstadt bekam nämlich das kurkölnische Herzogtum Westfalen und die Landeshoheit über die kleineren Dynasten, die sich, wie Solms, Schlitz, Riedesel, Wittgenstein u. a., so überaus zahlreich in der Nachbarschaft Oberhessens bislang noch gehalten hatten. Aufserdem aber wuchs H. Darmstadt auch im S. und S. 0. durch Pfälzer und Mainzer Gebiete, wie Otzberg, Umstadt und Lindenfels, bezw. Gernsheim, Bensheim, Heppenheim. Ja, selbst am mittleren Neckar wurde noch die freie Reichsstadt Wimpfen zugegeben. Die Absicht Napoleons war natürlich nicht selbstlos. H. Darmstadt wurde ähnlich gegen die ältere Linie ausgezeichnet, wie Sachsen gegen Preußen. Es wurde Grofsherzogtum (genauer Grosherzogtum), überall gebraucht und mit noch gröfseren Hoffnungen für die Zukunft erfüllt, während H. Kassel, als das Reich auseinanderfiel und nichts mehr zu küren blieb, noch zum Kurfürstentum erhoben wurde. Als dann der Kurfürst 1806 neutral bleiben wollte und sich zur Erhaltung seiner Selbständigkeit und nach altem, hessischen Brauch ein stärkeres Heer verschaffte, wurde er einfach von Napoleon beseitigt. Aus seinem Lande wurde ein neues Vasallenreich „Westfalen“ gebildet; ein Versuch des treuen Hessenvolkes, im Jahre 1809 dasselbe wieder zu beseitigen, scheiterte völlig. (Dörnberg.) H. Darmstadt dagegen ging unbedingt mit Napoleon weiter zusammen und konnte dann doch noch, darin glücklicher als Sachsen, 1813 mit den siegreichen Verbündeten seinen Frieden zeitig schliefsen und in ansehnlicher Stärke auch aus den Freiheitskriegen hervorgehen.
1916 -
Düsseldorf
: Bagel
- Autor: Rothert, Eduard
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Die sächsischen Staaten Thüringens und das Herzogtum Anhalt.
Nr. 14.
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Joh. Fnedr. d. Mittlere + 1594
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Grh. S. Weimar bis 1815
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Königsbergs
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j Hzg. S. Coburg-Gotha.
Hzg. S. Meiningen-Hildburghausen
Schweinfurt
Bayreuth
und Hzg. Anhalt U Hzg. S. Altenburg.
Bamberg
Würxburg 1568
Johann Friedrich I. der Grofsmtttige
Kurf. 1632, gef. 1647, befr. 1652, + 1654
Weimar
Joh. Wilhelm f 1b73
Altenburg
Weimar
Linie erlischt 1672
Weimar
Eisenach < (Teilung 1640)
Gotha
Wilhelm f 1662
Anna Amalie v. Braunschw. Ernst August H. f 1758
^ ^ (Primogenitur 1719)
Luise v. Hessen f Karl August Constantin f 1793 N ^--------------------p-^ t 1828
Maria Paulowna Karl Friedrich f 18b3
v. Rul'sland ^
Ernst d. Fromme Bernhard Stifter der 3 herzoglichen Hzg. v. Franken Linien Gotha, Meiningen -J- 1639
und Hildburgbausen
f 1676
Karl Alexander f 1901
Sachsen - Weimar ■ Eisenach.
Sonst waren die zahlreichsten und kleinsten Reiche im Süd-Westen Deutschlands, jetzt sind dieselben in Thüringen, dem Herzen desselben, wohin die Umgestaltungslust Napoleons nicht so gebieterisch wirkte. Mit ihren zahllosen Enklaven — Sachsen-Meiningen hat aufser dem Hauptlande 13, Sachsen-Altenburg 12, aucserdem schliefsen sie selber wieder kleinere Gebiete der Nachbaren ein, — haben sie sich teilen und Zusammenlegen lassen,fast ausschliefslich nach der Frage, wie es die häuslichen Rücksichten auf Erbschaft und Neigung der Beteiligten wünschenswert machten. Wie der Grundbesitz einer großen Familie wurden die Gebiete immer wieder verschoben und vertauscht, zuletzt noch 1826 unter den drei sächsischen Herzögen.
Von den vier sächsischen Staaten Thüringens — aufser ihnen sind noch zwei Reufs, zwei Schwarzburg und preufsische Enklaven vorhanden — ist am bedeutendsten das Grofsherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach. Es ist nicht blofs das größte und bevölkertste Land, sondern enthält auch vorzugsweise diejenigen Plätze, um die sich die alte Thüringer Geschichte bewegt. Meiningen-Hildburghausen ist fränkisch und ursprünglich Henneberger Gebiet, und Altenburg (Pleifsen) hat lange Zeit slawischen Charakter gehabt. Altthüringisch aber sind die Gebiete, die 1b47 dem Hause Johann Friedrichs überlassen wurden, nämlich die Ämter Weimar, Jena, Eisenach, Gotha, Tenneberg (über Waltershausen) und Saalfeld. Dieselben liegen, wie Altthüringen überhaupt, nördlich vom Thüringerwald. Die Fortsetzung der Teilungen hat dann allerdings die Hauptstadt Gotha mit seinem Grimmenstein, in dem Johann Friedrich der Mittlere 1b67 belagert wurde, an die Seitenlinie Ernst’s d. Frommen gelangen lassen, die anderen Teile aber sind als Sachsen-Weimar-Eisenach noch in leidlichem Zusammenhänge bei einander.
Aufser Johann Friedrich d. Mittleren, der sich in die Grumbachschen Händel verstricken liefs und damit, weil er den Hafs gegen den Kurfürsten August von Sachsen nicht überwinden konnte, zum letzten Male das von Maximilian I. 1495 aufgehobene Faustrecht versuchte, haben sich noch einige Fürsten Weimars in der Neueren Geschichte bekannt gemacht und zwar zunächst im 30jährigen Kriege. Sie zählten zu den ersten, die Gustav Adolf unterstützten. Der streitbare Bernhard von Sachsen-Weimar, der schon an den Kämpfen bei Wiesloch und Stadtlohn beteiligt gewesen, dachte hernach daran, sich ein eigenes Herzogtum in Franken oder im Elsafs zu erobern und kämpfte dafür bis zu seinem Ende (1639).
Einen ganz anderen Ruhm erwarb sich Karl August (1775 bis 1828). Von seiner hochbedeutenden Mutter Amalie von Braunschweig geleitet, genofs er die anregendste Erziehung (Wieland) und schuf dann um sich einen Dichterhof, der den der alten Wartburg noch weit überstrahlte. Zu Wieland kam Herder, zu Goethe Schiller. Arbeit und Freude wurden in gleicher Weise durch das reichste Geistesleben verklärt, das Deutschland je auf so engem Raum beisammen gesehen. Wie viel Erinnerungen knüpfen sich doch an Weimar und Jena, an Eisenach und Ilmenau, an Tiefurt und Ettersburg! Auch politisch trat Karl August hervor. Er war in den Revolutionskämpfen schon 1792 als preufsischer General tätig, war dann 1806 an der Schlacht bei Jena beteiligt, und mufste nun, dem Zwange gehorchend, zeitweilig Verbündeter Napoleons werden. Aber zeitig trat er 1813 wieder zu den Verbündeten über und leitete aufs neue persönlich seine Truppen. Es war nicht allein die Macht der Verwandtschaft in Berlin und Petersburg, sondern auch eine Anerkennung, die dem Fürsten und dem Lande galt, dafs S. Weimar 1815 Grofsherzogtum und an Landbesitz fast verdoppelt wurde. Die westlichen Lande bekamen durch den Zuwachs von Fuldaischem und Hessischem Gebiete Zusammenschlufs. Bei Weimar wurde durch Erfurter Bezirke das Land westwärts ausgedehnt und aufserdem vom Königreich Sachsen fast der ganze Neustädter Kreis gewonnen. — Auch weiter beteiligte sich Sachsen-Weimar lebhaft an der Entwicklung der nationalen Ideen. Hier gab es mit ausdrücklicher Hervorhebung der Prefsfreiheit zuerst eine Verfassung. (1816) Auf der Wartburg versammelten sich 1817 zu nationaler Erhebung und Verbrüderung die Burschenschaften, namentlich aus Jena, und der etwas später (1847/67) vollzogene Ausbau der Burg- darf ebenfalls als nationale Tat gelten.. Konnte das kleine Land sich auch den Metternich-schen Befehlen nicht entziehen (1819 Karlsbader Beschlüsse), und auch später, selbst 1866, nicht frei diejenige Politik verfolgen, die der nationalen Gesinnung der Einwohner entsprach, so war doch seitdem und namentlich im französischen Kriege 1870/71, in welchem die Truppen bei Wörth, Sedan und Paris mitfochten, die Mitarbeit an dem Aufschwünge Deutschlands ungehemmt und erfolgreich. — Gleich erfreulich wuchsen auch Bevölkerung und Wohlstand.
Bevölkerung 1816: 193000 E., 1866: 275000 E., 1900 : 362000 E.
Weimar . . 51 8000 „ n 14500 „ „ 28 500
Jena .... Y> 4600 „ ii 7500 „ „ 20500
Eisenach . n 8000 „ n 12 500 „ „ 31500
Apolda. . . 3000 „ n 8000 „ „ 20500
Die sächsischen Herzogtümer.
Die jetzigen sächsischen Herzöge stammen sämtlich von Ernst dem Frommen, der 1640 die Regierung übernahm und auf das edelste und fleifsigste bemüht war, die Schäden jener traurigen Zeit zu heben. Auch er hatte tapfer mitgefochten, bis die Schlacht von Nördlingen eine gewisse Entscheidung brachte und auch ihn zur Teilnahme am Prager Frieden bestimmte. (1635) Von da ab widmete er sich unablässig den Werken des Friedens, namentlich durch die Pflege der Erziehung und der auch zur Duldung bereiten, tatkräftigen Frömmigkeit. Seinem Wohnsitz in Gotha, den er an Stelle des zerstörten Grimmensteins aufrichten liefs, gab er den Namen Friedenstein. — Nach mancherlei Verschiebungen ist endlich 1826 beim Aussterben der Gothaischen Linie die jetzige Einteilung vorgenommen. Coburg bekam Gotha, Meiningen Hildburghausen, und Hildburghausen erhielt S. Altenburg. Gemeinsam allen Herzogtümern sind die Universität und das Ober-Appellationsgericht in Jena. Im übrigen zeigt gerade Thüringen in seiner bunten Mannigfaltigkeit neben einigen Schattenseiten auch den Segen der Eigenart und Vielseitigkeit.
Coburg-Gotha, dessen Besitzungen von Volkenrode bis Königsberg 16 Meilen weit auseinanderliegen, besteht, wie bemerkt, in der jetzigen Zusammensetzung erst kurze Zeit. Es hat aber doch schon bald politisch und sozial sich Bedeutung errungen, weniger weil seine Prinzen auf zahlreiche angesehene Throne gelangten, (Belgien, England, Portugal, Bulgarien) als deshalb, weil Herzog Ernst H., ein Bruder des Gemahls der Königin Victoria von England, furchtlos für die deutsche Sache vorwärtsstrebte und für Preußen die führende Rolle miterkämpfte. (Militärkonvention 1861.) Dem vielseitigen und immer thätigen Fürsten entsprach und entspricht die Rührigkeit der Gothaer, die in einer Reihe grofsartiger Unternehmungen sich kundgiebt. (Geogr. Anstalt v. Justus Perthes, Gothaer Kalender, Lebens- und Feuer-Versicherungen u. v. andere.)
Die Bevölkerung des Herzogtums betrug 1816 112000 E., jetzt 230 000. Die Stadt Gotha zählte damals 11000, jetzt 34000.
Sachsen-Meiningen - Hildburghausen ist Althenneberger Gebiet und liegt in der Hauptsache zusammenhängend im Werratale. Aber 3 von den 43 □ Meilen sind doch in 13 (!) getrennten Teilen in den verschiedensten Gebieten Thüringens zerstreut. In der Mehrzahl ist die Bevölkerung fränkisch. Die Vereinigung unter einer Verfassung ist hier (1831) besser gelungen, als in dem benachbarten Coburg-Gotha, wo die durch den Thüringer Wald getrennten Franken und Thüringer sich doch immer noch als Gegensätze gegenüberstehen. 1866 ging Meiningen, das sich den Süddeutschen wohl verwandter fühlen mochte, mit Österreich, wurde aber doch nicht, nachdem ein Thronwechsel eingetreten, von dem siegreichen Preußen ernstlich geschädigt. Wie segensreich auch das kleine Land in seiner Selbständigkeit dem großen Deutschland noch sein konnte, zeigte u. a. die hier in den 70er Jahren erfolgende Pflege der Schauspielkunst, die der Masse das klassische Drama in seiner ganzen Herrlichkeit erst recht lieb gemacht.
Die Bevölkerung, die 1816 121000 E. betrug, ist auf 251000 angewachsen.
Sachsen-Altenburg besteht aus zwei, fast gleich großen Teilen. An der Saale war der Stammsitz der Grafen von Orlamünde. Das östlich liegende Altenburg (Pleifsen) errangen sich die Wettiner endgültig 1307 bei Lucka. Auf der Altenburg hatte sich 1455 der Prinzenraub abgespielt. Friedrich der Weise war oft auf der malerischen Burg, so 1519, als Miltiz ihm die Tugendrose überreichte. Das Amt Altenburg wurde dann 1554 aus Billigkeitsgründen dem Hause Johann Friedrichs zum übrigen Besitz hinzugefügt. Wie die Tracht es vermuten läfst, hat das Volk bis heute in gröfserer Zurückgezogenheit gelebt und ap den Reizen seines eigenen, reich gesegneten Landes sich besonders gefreut. Seit 1672 hatte es keinen Hoi, erst 1826 ist es wieder Residenz geworden.
Die Bevölkerung ist von 96000 E. (1816) auf 194000 E. gewachsen.
Herzogtum Anhalt.
Anhalt hat sich räumlich nicht viel verändert. Seine älteste Aufgabe war, die Wenden für Christentum und Deutschtum zu gewinnen. Das geschah zunächst unter Gero, der um 950 Bistümer wie Halberstadt und Magdeburg und Klöster wie Gernrode und Frose gründen half. Der Rückschritt unter Otto H. aber (982) zwang dazu, die Arbeit unter Albrecht dem Bären (1123/70) noch einmal aufzunehmen. Friesen und Flamländer kolonisierten dabei glücklich im Osten, wo die Elbüberschwemmungen wasserkundige Ansiedler verlangten. („Fläming“.) Allerdings blieben die Elbufer zu gröfseren Ansiedlungen auch weiter ungeeignet, und 1341 mufste die Residenz nach Dessau an der unteren Mulde verlegt wsrden. Die Ausdehnung ins Wendenland hinein wurde aber ähnlich wie den Bayern durch das günstiger liegende Österreich, so den Askaniern durch Brandenburg und Sachsen abgenommen. Erbschaften, die im Mittelalter so oft das Wachsen anderer Länder ermöglichten, gingen hier sämtlich verloren, so die von Brandenburg 1320 (Pseudowaldemar), von Kursachsen 1422, Lauenburg 1689. Auch Jever (1667) wurde später von der Kaiserin Katharina Ii. (von Anhalt-Zerbst) an Holstein-Gottorp weitergegeben. Selbst Ascliers-leben, neben dem die Stammburg Ascharien lag, kam an Halberstadt (1315), als zufällig ein Anhalter daselbst Bischof geworden.
So ist Anhalt zerrissen und klein geblieben und dazu durch Teilungen noch mehr geschwächt. (Cöthen, Bernburg, Dessau, Zerbst.) — Kirchlich trat Anhalt frühe zur reformierten Lehre über und beteiligte sich demgemäfs auch that-kräftig an der Gründung der Ahauser Union (1608). Jetzt ist zwischen Reformierten und Lutheranern die (preufsische) Union überall durchgeführt. Die politische Vielheit war der Entwicklung eines eigenartigen Lebens nicht ungünstig. Joh. Seb. Bach wirkte 1723 in Cöthen. Auch hat in Kirche und Schule das Leben hier eigenartige Erscheinungen gezeitigt. (Pietismus, Jesuitenmission.) Basedow richtete in Dessau sein Philantropin ein. (1774) Um dieselbe Zeit entstanden die weitgerühmten Wörlitzer Parkanlagen, denen Matthison mancherlei Anregungen zu seinen Landschaftsliedern verdankte. — Die ausgeprägteste Persönlichkeit aber war vielleicht der alte Dessauer, der, ein Ebenbild und Freund Friedr. Wilhelms I., wie für Preußen, so auch für seine Heimat sehr viel geleistet. Dies gilt vom Kriegswesen (Gleichschritt, eiserne Ladestöcke, Aufstellung in zwei Gliedern), wie von der Art der wirtschaftlichen Arbeiten im Frieden (Sparsamkeit, Rücksichtslosigkeit bis zur Härte, Kontrolle). Er erwarb nahezu alle Rittergüter seines Landes, um sie zu Musterwirtschaften umzugestalten. An der Seite seiner Annaliese, einer Apothekerstochter, lebte er als ebenso einfacher wie glücklicher Familienvater.
Wie der alte Dessauer unbedingt mit Preußen ging, so machen schon die räumlichen Verhältnisse seit langem ein Zusammengehen mit diesem notwendig. Vorübergehend änderte sich dies nur, als nach der Schlacht von Jena die Herzogtümer, mitten zwischen den Festungen Magdeburg und Wittenberg gelegen, mit dem Rheinbunde gehen mufsten. Aber schon vor der Schlacht bei Lützen traten 1813 die Anhalter auf die Seite der Verbündeten. Ein Versuch Cöthens 1828, sich dem preufsischen Zollverein zu entziehen, scheiterte völlig. Die Macht der Tatsachen konnte auch kaum deutlicher als durch diesen Kleinkrieg veranschaulicht werden. Seit 1863 sind die verschiedenen Herzogtümer wieder vereinigt.
Wirtschaftlich ist der Aufschwung neuex-dings ganz erheblich. (Bergbau in Leopoldshall.) Die Bewohnerzahl des Landes betrug 1816 120000 E., jetzt 316000. Dessau hatte damals 10000 E., jetzt 50000, und das den Salinen nahe gelegene Bernburg stieg sogar von 4000 auf 34 000 E.
1916 -
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: Bagel
- Autor: Rothert, Eduard
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Thüringen, Sachsen und Meifsen um 1180.
Nr. 7.
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Thüringen.
Herzogtum Sachsen. Markgrafschaft Meifsen.
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Wehlen
Gemeinschaftlicher Wettiner Besitz 1850-1381.
Die entlegenere Lausitz ist an Brandenburg verloren gegangen; der verbliebene Besitz dagegen wächst schon vor dem Erwerb S. Wittenbergs unter den Wettinern mehr und mehr ineinander. (Chemnitz, Pleissen, Orlamttnde.)
uäu.e^r -
^ Pflege Koburg •
13^53
Koburg
Thüringen.
Ludwig d. Bärtige f 1036 Cäcilie v. Sangerhausen
r
Ludwig d. Springer f 1123 Giso v. Gudensberg
Ludwig I. Landgraf + 1140 .Tochter
Ludwig ü. d. Eiserne Jutta v. Schwaben
Ludwig Hi. f 1190 in Cypern
Hermann f 1217
i 1
Ludw. Iv. d. Heil. + 1227 (Gem. heil. Elisabeth) Heinr. Raspe f 1247 Jutta Dietr. d. Bedrängte
Haus erlischt ^ von Meifsen
Heinr. v. Brabant Sophie Herrn. H. f 1241 Heinrich dl Kind f 1308
Stammvater aller hessischen Landgrafen
Meifsen.
Konrad d. Gr., Markgraf von Meifsen 1127 f 1157 ,, v. Niederlausitz 1136
Otto d. Reiche f 1190 Dietrich d. Bedrängte + 1221
Jutta v. Thüringen
Margarethe
Heinrich d.^ Erlauchte + 1288 (1246 Pleifsen, 1247 Thüringen) Albrecht d. Unartige^ Kunigunde v. Eisenberg
Apitz
Friedrich d. Freid. f 1324 Diezmann f 1307 Osterland i Thüringen
Meifsen
Friedr. d. Strenge i 1381 Friedr. d. Streitbare, Kurf. 1423, f 1428
Balthasar f 1406
i
Erlischt 1440.
Wilhelm f 1407
Die ältesten Bestandteile Kursachsens und Hessens.
I. Landgrafschaft Thüringen.
Die Landgrafen Thüringens stammen von den Ufern der fränkischen Saale. Ludwig der Springer (saltator, eigentlich der von der Saale Kommende) erbaute als seinen Herrschersitz in der Mitte seines Reiches die sagenumwobene Wartburg und später zur „Abbüfsung seiner Sünden“ in der Nähe das liebliche Kloster Reinhardsbrunn. Anfänglich im Dienste der Mainzer Erzbischöfe stehend, (die ihre gebietende Stellung noch an manchen Punkten festhielten, wie Erfurt, Fritzlar, Amöneburg) machten er und seine Nachkommen sich mehr und mehr frei und lehnten sich dafür an das Kaisergeschlecht der Hohenstaufen an, denen sie als Keil zwischen den mächtigen Welfen in Sachsen und Bayern gewifs sehr willkommen waren. Sie verschwägerten sich aufserdem mit den Hohenstaufen, beteiligten sich an deren Kreuzzügen, (1190, 1227) am Glanz ihrer Feste (Mainz 1184) und wurden so reich, dafs sie dem Kaiserhause gleich die Minnesänger in fürstlicher Freigebigkeit feiern konnten, so unter dem Landgrafen Hermann. (Walther v. d. Vogelweide.) Noch allseitiger gerühmt wurden Hermanns Sohn, Ludwig der Heilige, der auf dem 5. Kreuzzuge in Otranto starb, und dessen Gemahlin Elisabeth von Ungarn, die sich durch selbstloses Wohltun und strenge Weltentsagung die allgemeinste Bewunderung errang. (Konrad
von Marburg.) Ihr frommer, werktätiger Sinn fand Anerkennung in dem Bau der herrlichen Elisabethenkirche, die sich in Marburg, ihrem Witwensitze, über ihrem Grabe emporwölbte. Als auch ihr Schwager Heinrich Raspe, der ihr und ihrer Freigebigkeit so oft und so hart entgegengetreten, im Kampfe mit Friedrich H. 1247 geblieben, war männlicherseits das Geschlecht der Thüringer Landgrafen ausgestorben. Ihr Besitz wurde nunmehr endgültig in zwei, fast gleiche Hälften geteilt. Östlich der Werra ging derselbe an Meifsen über und westlich an den Enkel der heil. Elisabeth, Heinrich das Kind. Dieser Westen wurde dann das Stammland Hessens.
Ii. Markgrafschaft Meifsen.
Das Königreich Sachsen ist hauptsächlich aus drei Bestandteilen hervorgegangen, aus der Östlichen Hälfte der Landgrafschaft Thüringen, der zumeist die deutsche Einwanderung zu verdanken ist, aus der Markgrafschaft Meifsen und endlich aus dem Herzogtum Sachsen-Wittenberg, dem ostelbischen Reste der Länder Heinrichs d. L. Das letztere, das unbedeutendste der drei Länder, hatte doch den angesehensten Namen und später auch die Kurwürde, und diesem Ansehen ist die Weitertragung des Namens Sachsen zu verdanken. Derselbe wanderte zunächst die Elbe hinauf und dann auch von da westwärts in Thüringen hinein. Als der eigentliche Kern des späteren Königreichs ist aber weder Sachsen, noch Thüringen, sondern Meifsen zu betrachten.
Die Burg Meifsen wurde um 930 von Heinrich I. als Sitz für die Markgrafen angelegt. Ihre Aufgabe war an vorderster Stelle der Schutz der Deutschen gegen die Slawen, (Daleminzier) und diesem Zwecke gemäfs suchte die Markgrafschaft auch die Ausdehnung über die (wieder verloren gehende) Lausitz. Die dazu äufserst wichtige Lage der Burg, da, wo zum letzten Male Berge, bevor die Elbe endgültig in die Ebene eintritt, von beiden Seiten den Fluß einengen, gab den Anlafs dazu, dafs sie für ähnliche Aufgaben vielfach begehrt und bald auch der Sitz eines Bischofs und endlich noch der eines kaiserlichen Burggrafen wurde. Diese Gewalten aber, die alle drei nach der Landeshoheit strebten, vertrugen sich auf die Dauer nicht nebeneinander und schliefslich, als die Kolonisation im Osten ihre Aufgabe beendet, gaben sie sogar sämtlich die Residenz Meifsen wieder auf. Der Bischof verlegte seinen Wohnsitz nach Wurzen, der Burggraf nach Leisnig und der Markgraf (zuerst 1270) nach Dresden. An Macht überholten die Markgrafen weit die beiden anderen, namentlich seitdem die Wettiner, die das Osterland (mit Leipzig, aber nicht mit Wettin selber) einbrachten, 1127 in den erblichen Besitz der Markgrafenwürde gelangten. Zu den allgemeinen Kulturmitteln des Deutschtums (Christentum, Heerbann u. a.) kamen der Machtentwicklung Meifsens unter dem Markgrafen Otto d. Reichen (1156/90) besonders zwei Ereignisse zustatten, erstens die Entdeckung der Silberadern bei Freiberg, deren Ausbeute seit 1170 eine starke germanische Einwanderung bewirkte, und dann die gleichzeitig erfolgende Einrichtung zweier Messen in Leipzig, das bis dahin nur ein bescheidenes Fischerdorf am Treffpunkt dreier Flüsse gewesen, nun aber Stadtrechte erhielt und bald unter Benutzung derselben Flufsläufe ein aufblühender Handelsplatz wurde. Die Gunst der geographischen Lage, die von Otto dem Reichen richtig erfafst wurde, besteht darin, dafs hier, wo der natürliche Sammelpunkt der näheren Umgebung war, sich auch die Strafsen, die über Eisenach vom Mittel- und Niederrhein kommen, wie diejenigen, die über das Vogtland die Elster abwärts vom Main und Donau herüberführen, für den Verkehr über die mittlere Elbe vereinigen. Von Leipzig gehen natur-gemäfs die Wege weiter nach Magdeburg und nach Berlin, nach Dresden und nach Prag. Es sind dieselben, auf denen auch so oft sich die Heere in der Nähe Leipzigs getroffen, teilweise auch die, auf denen 1409 die Prager Studenten zur Gründung der neuen Universität herüberwanderten. Die Leipziger Kaufmannschaft, die vielleicht auch diesem Zuwachs ihre geistige Regsamkeit mit zu verdanken hat, wufste die Gunst ihrer Lage immer geschickt weiter auszunutzen. (S. die ältesten Eisenbahnen.)
Iii. Die ersten Erwerbungen der Wettiner.
Eine bedeutende weitere Erwerbung zum Osterland und Meifsen machten die Wettiner, als sie 1247 nach dem Tode Heinrich Raspes das östlich der Werra gelegene Thüringen bekamen und ferner, als sie 1307 nach dem Siege bei Lucka das schon 1246 zugesicherte Pleifsen (Altenburg) endgültig in ihren Besitz brachten. Dazu gewannen sie unter den drei Enkeln Friedrichs des Freidigen, die 1349/81 gemeinsam regierten, zunächst um 1350 die Grafschaft Orlamünde, dann 1353 von Heinrich von Henneberg (Meiningen) durch Heirat die Pflege Koburg und endlich auf gleichem Wege 1354 Hildburghausen. Somit vergröfserte sich Thüringen nunmehr auch über die Südseite des Thüringer Waldes in das Fränkische hinein. Die Orlamündaer Erwerbungen wurden 1373 noch vervollständigt durch die von Weimar und Jena. Demnach wuchs Meifsen gewifs ansehnlich; bezeichnend ist es indes in ganz besonderem Mafse für die Wettiner Lande, dafs die Machterweiterung fortwährend, wenn auch meist nur vorübergehend, durch Teilungen unterbrochen wurde. — Um trotzdem die Zusammengehörigkeit auch äufserlich zu erkennen zu geben, wurde später der doch eigentlich wenig zutreffende Name Sachsen für alle Teile eingeführt und zähe festgehalten.